Untertanen unter fremden Herren – Bürger im Kanton Aargau
Seit dem 11. Jh. kam der Raum Wohlen mit dem Freiamt unter den Einfluss der Grafen von Habsburg und ihres Hausklosters Muri, schliesslich unter Habsburg-österreichische Landesherrschaft. Als die Eidgenossen 1415 den Aargau eroberten, wurde Wohlen ein Amt in der eidgenössischen Vogtei Freie Ämter.
Die Wohler blieben für fast 400 Jahre Untertanen unter der gemeinsamen Verwaltung der sieben Orte und ab 1712 von drei Orten. Regiert wurden sie von einem alle zwei Jahre wechselnden, nicht im Land residierenden Landvogt. Genau besehen, war das ein Glücksfall. Das Untertanen-Herrschaftsverhältnis der benachbarten Territorien der Städte Bern, Zürich und Luzern war nämlich ein engeres und weit strengeres.
Neuen Strömungen gegenüber aufgeschlossen, wandten sich die Wohler der evangelischen Lehre zu; sie fielen 1529 von der Messe ab und verbrannten die Kirchenbilder. Der Zweite Kappelerkrieg von 1531 und der Sieg der Katholiken entschied ihre Religionszugehörigkeit: Wohlen wurde von den Siegern rekatholisiert.
Eine Wende brachte der Sieg der Reformierten im Zweiten Villmergerkrieg von 1712. Sie teilten die Freien Ämter auf: Wohlen kam zur Verwaltung der Unteren Freien Ämter und unter die Orte Zürich, Bern und Glarus. 1798 machte der Einmarsch der Franzosen dieser Untertanenschaft zwar ein Ende, doch brachten die fremden Truppen mit Einquartierungen, Proviantforderungen und Rekrutierungen viel Elend über die Gemeinde.
1803 wurde die Gemeinde dem Kanton Aargau und dem Bezirk Bremgarten zugeteilt. Das hiess, dass die Wohler nunmehr von wenig obrigkeitstreuen Freiämtern zu Aargauer Staatsbürgern werden mussten. Die straffere Regierung in Aarau befriedigte die politisch aktive Verleger- und Fabrikantenschicht, nicht aber die übrige Bevölkerung, welche die Abhängigkeit von Aarau bis weit ins 20. Jh. eher als neues Untertanenverhältnis empfand.
Zugehörige Objekte
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